[Popinternat]
Markus
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Studio-Tagebuch 1
Sonntag
2.4.00
Ankunft
in Hamburg. Ich treffe im Soundgarden Christian Mevs, meinen Produzenten.
Nach kurzer Begrüßung laden wir direkt mein Equipment aus dem Wagen.
Das Studio liegt im ersten Stock und seit gestern ist der Aufzug
kaputt, fett! Die nächsten 45 Minuten gehen mit Schleppen drauf,
danach gibt´s zur Belohnung lecker Studio Espresso.
Einchecken: Die Wohnung liegt mitten auf dem Kiez (Hundestuhl-Alarm)
und übertrifft meine kühnsten Erwartungen. „Kausche“, ein Ex-Seemann,
ist für drei Monate verreist und ich bewohne seine Bude. Das Wohnzimmer
bleibt in den 60ern hängen. Dagegen wirkt die Einrichtung meiner
Eltern wie eine Computeranimation aus „Wohnen in der Zukunft“. Das
Schlafzimmer vereint 70er- und 80er-Style: Schlafzimmerschrank mit
Korkvertäfelung, Raufaser lindgrün-pastell, Vorhänge orange-braun
gemustert, Lampenschirm lila - ich find´s fett!
Kurze Lagebesprechung mit Christian, Schlendern über die Reeperbahn
- Heißhunger! Ich zieh mir eine Krakauer bei meiner Lieblings-Imbiss-Bude
„Lucullus“, anschließend das ein oder andere Astra im Pudel. Die
Musik ist scheiße, die Luft schlecht und mir auch. Ich gehe nach
Hause auf „Schloss Neuschwanstein“, wie ich mein Domizil ab jetzt
nenne.
Montag
3.4.00
Treffpunkt
1 Uhr im Soundgarden. Ich frühstücke ein Zigeunerschnitzel mit Bratkartoffeln,
anschließend Studio-Espresso und Aufbau. Zuerst die Carrerabahn
dann den Rest. Drei Stunden.
Später steht „Der große Preis von AromA“ und auch mein Equipment.
Verkabelung, ein bisschen „Midi-Gezicke“, ansonsten läuft eigentlich
alles reibungslos. 21.00 Uhr Schicht! Nach ein wenig TV.
Auf „Neuschwanstein“ ab in den nahegelegenen „Bloody Pudel“. Ich
treffe Schorsch Kamerun. Er winkt, ich auch, sonst nichts weiter.
Ein paar Astra später gehe ich wieder zurück in meine märchenhafte
Unterkunft. Buona notte.
Dienstag
4.4.00
11.00Uhr Treffpunkt Soundgarden ... mehr Midi-Gedaddel als gedacht
- letztendlich funktioniert es dann doch und ich setze mir die „Mütze“
auf und singe probeweise schon mal drei Songs. Gutes Gefühl. 20.00
Uhr Feierabend. Treffen mit Thorsten bei Buback (Verlag) . Wir hören
das RMX-Album der „Beginner“ durch, finden es gut und finden es
auch gut, jetzt noch einen „kleinen“ in der Mutter (tolle Kneipe)
zur Brust zu nehmen. Der „kleine“ wird immer größer und von Diskussion
zu Diskussion ziehen wir uns allmählich die Kirsche zu. Der „Unfall“
hat morgens um 2.00 ein Ende und wir spazieren nach Hause. Ein wichtiger
Abend!
Mittwoch
5.4.00
Treffpunkt
11.00 Uhr - Qualifying auf dem „Großen Preis von AromA“. Noch ein
Tag mit etwas Studio-Routine, morgen wird´s dann ernst. Trotzdem
wird am Abend schon die erste Spur heiß gemacht und wir nehmen einen
funky Gitarren-Take für „Groovin`“ auf. Am Abend treffe ich mich
mit Michael (Motor) im Grünspan zum Showcase von „Pain“. Abgefahrene
Schweden machen irgendwas zwischen Tekkno und Metal - interessant!
Mit einem „Acces all areas“ - Ausweis lerne ich einen Vorteil einer
Major-Company schätzen: Getränke im After-Show-Bereich umsonst!
Ich reisse mich trotzdem am Riemen und treffe mich nach einem gelungenen
Abend noch mit Christof, dem Drummer von „Mina“, die in diesen Tagen
ihre Aufnahmen zum neuen Album abgeschlossen haben. Um 3.00 Uhr
morgens fall ich bedient ins Bett.
Donnerstag 6.4.00
Treffpunkt „Großer Preis von AromA“ - Christian ist jedoch kein
ernsthafter Konkurrent! Sehr angenehmer Studiotag ohne nennenswerte
Schwierigkeiten. Wir machen die Gitarren für „On & On“, „Disco Devil“
und „Move Your Body“ klar - wir beide sind mit den Ergebnissen sehr
zufrieden. Am Abend noch einige Telefonate und im Anschluß einen
„gepflechten“ Glotzen-Abend.
Ab in die Heia ... morgen kommt Greg D.
Freitag
7.4.00
Fabelhaftes
Wetter, sau-kalt, Aufwärm-Runden an der Carrera-Bahn mit lecker
Studio-Espresso und ab geht´s! Wir schaffen „Eighteen“ ganz und
„Gimme“ fast - dann rauscht Greg D. auf, bringt seine Trommeln und
sexy-dance-feeling mit. Der Soundcheck geht überraschend schnell
von der Hand, unsere Vorarbeit in Greg D´s Groove Kitchen macht
sich bezahlt! Innerhalb kürzester Zeit haben wir einen Disco-Drum-Sound,
um den uns Giorgo Moroder beneiden würde. Doppelrahmstufe, Digger!
Greg macht mit einem sexy Take „Destiny“ frisch, dann Feierabend
beim Punkkonzert im Hafenklang.
Christian ist als Ex-Gitarrist von „Slime“ und „Angeschissen“ in
dieser Posse eine Art Legende und kennt so ziemlich jeden dort.
Jaques Palminger bestreitet vor einem gemischten Puplikum (gut die
Hälfte besteht aus Pöbel-Sauf-Punks) das Vorprogramm mit seinem
Dia-Vortrag über Sexualität (bizarr!!!). Dann die „Grauen Zellen“;halb-heftige
Mucke mit sozial- pädagogischem Ansatz - irgendwie seltsam!?! Der
Sänger gestikuliert eifrig und das Ganze wirkt wie Andre Heller
auf Punk. Kurzes schnacken mit Thomas von den Sternen und seiner
Freundin Peta (übrigens die gute Seele im Soundgarden). Den Rest
des Abends verbringen wir im Pudel. Bedeutungsschwangere Gespräche
mit philosophischem Inhalt (...schon mehrere Astras!), über die
Welt (noch ein Astra, bitte) und überhaupt... (das letzte Astra!).
Gegen 3.00 Uhr geht´s ins Bettchen.
Samstag
8.4.00
Beim verlassen von Neuschwanstein finden wir einen knallroten Geldbeutel
der sich uns nahezu aufdrängt. 260 Mark sind drin, aber das Gute
in uns siegt und wir hängen eine Notiz an die Haustür und der rechtmäßige
Besitzer meldet sich noch am Nachmittag. Schade eigentlich...
Für Greg D. wird´s heute ernst. Der ist aber in einer erstklassigen
Verfassung und trommelt sich Song für Song in unsere Herzen. Ich
mache zwischen drin auch gerne mal Pause und suche Flohmärkte, wo
(zumindest heute) keine sind. Am Ende des Tages sind es drei Songs,
fett! Wir belohnen uns mit einem Essen beim Inder, nochmal fett!
Auf dem Kiez wimmelts vor „Touris“, Mojo Club, Mandarin-Bar oder
Meany-Bar kann man heute vergessen. Es kommt was kommen musste:
Pudel! Auch voller Touris, aber mit einem guten Platz läßt sich´s
hier aushalten. House vom Feinsten.
Wir lieben es und gehen erst spät zurück auf´s Schlösschen.
Sonntag 9.4.00
Es geht weiter mit Drum-Session, Greg fährt schon mal vor. Ich häng´
noch ein bisschen ab und als ich gegen 1.00 im Soundgarden auflaufe,
ist „No Reply“ bereits so gut wie im Kasten und Gregs „Angstgegner“
damit besiegt. Ratz fatz zum nächsten Track „Never Ever“ und hier
bahnt sich ein kleiner Verbremser an! Die Mühe lohnt jedoch und
heraus kommt ein ast(ra)reiner Drum-Take, Digger da geht einiges!!!
Wir sind für heute durch, quatschen noch miteinander, bis Greg und
ich uns auf den Weg machen zu den „Lemonbabies“. Nettes Konzert,
nette Madeln, ganz nett besucht und das wars auch. Zurück nach St.
Pauli, Homebase, Pudel! Ultra-nervige Lala von so einer Art „Punk-Drum
& Bass-Performer“ - grausam! Wieder angeregte Unterhaltung mit Greg
D...
Ein paar Astra später ab nach „Schloss Neuschwanstein“.Wir glotzen
noch einen gnadenlosen Flugzeug-Katastrophen- Streifen Marke USA
1997 mit unerträglichen Schauspielern und einer hahnebüchenen Story
- ich penne auf der Wohnzimmercouch ein, 3.30 Uhr .
Montag
10.4.00
Nochmal
Kollege Greg D. mit trommeln! Er topt tatsächlich den „Never Ever“-Take
von gestern, raschelt hier und da noch mit den Besen ´rum und dann
war´s das für ihn. Erstklassige performance, Alder ! Der Tag ist
jung, ich bin es auch, also auf zu neuen Ufern und ran an die Gitarren.
Alles läuft eigentlich ganz easy und am Abend haben wir „Never Ever“
und „Airport“ im Sack!
Greg muß leider los und mit ihm verabschiedet sich auch mein Immunsystem
- deswegen entfällt für mich auch das Treffen mit Michael (Motor)
bei „Schönheitsfehler“. Als ich nach Hause komme stimmt irgendetwas
mit der Bude nicht: Gardinen zugezogen, alle Zimmertüren geschlossen
etc. Bei mir kommt „Aktenzeichen XY“-Stimmung auf und ich verriegle
erstmal alle Türen um einen vermeintlichen Bösewicht dingfest zu
machen. Ich telefoniere (offengestanden etwas verängstigt) mit Christian
schildere ihm die Situation, versichere ihm, daß ich im Vollbesitz
meiner geistigen Kräfte bin und auch sonst keine Drogen nehme. Er
findet ebenfalls keine Erklärung und mahnt zur Besonnenheit. Ich
gehe taktisch vor und reisse mutig Tür um Tür auf, um festzustellen,
ob ein Geist auf unserem Schlösschen wohnt! Niemand! Erleichtert
und gleichzeitig verunsichert schlafe ich kurz darauf ein (ich schwöre,
so war´s).
Dienstag 11.4.00
Ca. 8.00 Uhr: es klingelt! Ca. 8.30 Uhr: es klingelt noch einmal
(beide Male komm´ich nicht hoch, ich fühle mich wie im Koma). Ca.
9.00 Uhr: es sperrt an der Wohnungstür, ein älterer Herr mit weißem
Haar steht halb in der Tür als er mich bemerkt. Panisch schmettert
er die Tür hinter sich zu und verriegelt sie von außen. Ich komme
langsam auf Betriebstemperatur und entschließe mich das „Phantom“
zu stellen. Bis ich die Hose mit den Hausschlüsseln finde, ist der
„Ghost of Newswanstone“ jedoch über alle Berge. (Ich werde ihn die
nächsten Wochen auch nie mehr zu Gesicht bekommen).
Normalität! Treffpunkt 11.00 Uhr Espresso, aufwärmen am “Aroma-Ring“
, weiter mit Gitarren, bis Achim kommt, der Pedal-Steel-Mann aus
Gelsenkirchen. Zu solchen Typen stellt man sich eigentlich ein Hawaii-Hemd
oder ein Lederstrumpf- Outfit vor... Achim nicht. Er kommt mit Slacker-Klamotten
und Tredlocks bis zum Popo, recht so! Christian hat einen ziemlichen
Plan, was gespielt werden soll. Ich eher nicht und abgesehen davon,
dass Achim ein netter Typ ist und sein Instrument ein wunderbares
Geräusch von sich gibt, hege ich gemischte Gefühle - Begeisterung
und Skepsis! Nach einem Haufen Tracks auf mehreren Songs ist der
Tag vorbei. Bei mir geht´s gesundheitstechnisch aufwärts, dafür
schmiert Christian ab - morgen Zwangspause. Ich gehe ins Kino: „Sleepy
Hollow“ - kompletter bollock! Ich brauche noch etwas Entertainment
und gehe ... zu che´ Pudel. Dort treffe ich auf einen gutgelaunten
und leicht angestochenen Rocko Schamoni, der Charlotte (einer Viva
2 Moderatorin, wie sich später herausstellen wird) einen ins Knie
flirtet. Koze ist auch da und der Abend nimmt seinen Lauf. Es wird
3.00 Uhr und diesmal bin ich mehr als nur beschwippst - schöner
Abend!
Mittwoch
12.4.00
Heute is´“off“, auf deutsch frei! Es schifft was geht und ich werde
mich den Pladdenläden im Schanzenviertel widmen. Käffchen bei Buback,
wieder rumtreiben, essen, Kino (“American Beauty”).
Glotze, Bett.
Donnerstag
13.4.00
Nach der gestrigen Pause steigen wir direkt wieder ein und konzentrieren
uns ab heute auf den Gesang. „Fascinating Times“ wird aufgelegt
und nach gut zwei Stunden können wir schon ein Ei´drüber machen!
„Digger das geht“, denk ich mir und nehme mir gleich noch „Grooving“,
ein etwas aufwendigeres Teil, zur Brust. Auch das schnurrt und so
beenden wir den Arbeitstag k.o., aber glücklich über die Ergebnisse.
Ich schone meine Kräfte, bleib auf Neuschwanstein und gehe zeitig
ins Bettchen, weil morgen wieder Vocals...
Freitag 14.4.00
Am
„Großen Preis von AromA“ macht Christian keine nennenswerten Fortschritte
- in den Kurven ist auf ihn Verlass, er fliegt bei jeder vierten...
An den Reglern sieht das dann ganz anders aus - wir korrigieren
„Grooving“, schaffen „On & On“ komplett und „Where Would I Be Without
You“ weitgehend. Mir macht das einen riesigen Spaß, ich komme mit
den Gesängen weit besser klar als ich gedacht hatte.
Am Abend werde ich dieses „Hoch“ feiern und Thorsten (Buback) im
Molotov treffen, wo er ein Konzert mit einer japanischen Girly-Garagen-Kapelle
veranstaltet. Sixties-Sound at it´s best, die Surprems sind mit
dabei, Booker T & The MC´s auch und die B 52´s auf Helium; nach
japanischer Manier ist die Kopie wieder mal besser als das Orginal!
Einmalig! Neben der Buback-Posse treffe ich noch eine Menge anderer
Menschen und bin köstlich unterhalten. So gegen 3.00 Uhr morgens
mach ich noch einen auf Rock ´n Roll-Animal und zieh mir noch ne
Krakauer bei „Lucullus“... die Vorstellung davon ist wie so oft
besser als die Realität. Vollgefressen wie ich bin, gehe ich in
die Heia, Buona notte...
Samstag
15.4.00
Felix von „Plexiq“ ist heute engagiert und hilft ein bisschen bei
den Keyboards: Hie und da was Neues ausprobiert, alles in allem
nichts Weltbewegendes... morgen wieder Vocals. Deswegen (ver)schone
ich mich vor Alkohol und Zigaretten und bleibe auch gepflecht auf
Neuschwanstein.
Sonntag 16.4.00
Wir heizen über die Carrera-Bahn und im Anschluss durch „Would You
Please Help Me, Baby“!
In dreieinhalb Stunden ist die Kuh vom Eis und wir gehen weiter
zu „Never Ever“, erklärter Weise.
Einer unserer Favourites und Single-Aspirant. Im Vergleich zu anderen
Liedern zickt dieses hier ein wenig ´rum. Wir probieren deshalb
ein paar „total crazy“ Sachen aus und befinden uns schon nach 45
Minuten so extrem auf dem Holzweg, dass gar nichts mehr geht! Wir
lassen dieses Stück Musik bis zum nächsten Morgen links liegen und
werden sehen, was passiert. Wir schalten ab, hören noch ein wenig
Carpenters und Aznavour und gehen nach Hause.
Montag
17.4.00
11.00
Uhr wie immer, Espresso, Qualifying. Christians Kurventechnik zeigt
keine Verbesserungen und er ist genau betrachtet mehr mit „Wiedereinspuren“
beschäftigt als mit tatsächlichem Fahren.
Ermüdungserscheinungen oder gar Frust zeigt er dabei nicht... „Never
Ever“ hauen wir mit neuem - alten Ansatz in zwei Stunden ´runter
und gehen ohne Umschweife zu „Me, Myself & And Nobody Else“ - läuft
wie Butter, nächster Song, bitte: „No Reply“. Bis auf Kleinigkeiten
kriegen wir ihn fast durch. Good work! Feierabend - Christian und
ich gehen in die Spätvorstellung und sehen uns „Der schweigende
Stern“ an, ein DDR/Polen B-Movie von 1959. Sagenhaft! Für die nächsten
eineinhalb Stunden amüsieren wir uns mit diesem Sci-Fi-Streifen,
gegen den selbst japanische Godzilla-Filme wie „Matrix“ wirken.
Wahnsinnige Bilder, wahnsinnige Dialoge - alles kompletter Wahnsinn,
absolut empfehlenswerter Trash! Ein Schlummi-Astra im Restaurante
Pudelino, dann ab.....
Dienstag
18.4.00
Ein normaler Studiotag mit allen Höhen und Tiefen... „Move Your
Body“ und “Airport“ bekommen den Gesang, den sie „verdienen“ und
das soll für heute genügen. Am Abend erwartet uns eine Lesung mit
Herrn Rocko Schamoni in einem sehr gut besuchtem Mojo Club. Rocko
läuft zur Höchstform auf und alle Anwesenden hängen ihm an den Lippen.
Thorsten kommt mit Schorsch Kamerun zu spät. Kamerun geht, Thorsten
bleibt und wir kommen ins Plaudern. Nach gut einer Stunde geht Thorsten
nach Hause und ich, richtig, in den Pudel. „Knarf Rellöm“ spielt
noch ca. 30 Minuten und mir reicht das auch. Das Konzert ist aus,
die Leute strömen Richtung Frischluft. Übrig bleibt Dennis, der
momentane Drummer bei „Quarks“. Wir begrüßen uns herzlich und verabreden
uns für die nächsten Tage, zumindest telefonisch. Noch zwei, drei
Tässchen Astra und zurück auf´s Märchenschloss.
Mittwoch 19.4.00
Mein zweiter freier Tag und es regnet schon wieder was das Zeug
hält. Trotzdem schwinge ich mich auf mein „Wheeler-18- Gang“ und
strample Richtung Blankeneese, dem Promi-Geddo schlechthin.
Man mag es kaum glauben aber schon nach wenigen Minuten treffe ich
auf Kim (...ja, ihr lieben Teenies, den von Echt). Kim und ich im
Nieselregen in einem Hamburger Vorort. Er ist zum greifen nah, ich
könnte ihn jetzt ansprechen, ihn um ein Autogramm bitten, ich habe
frei, wir könnten sogar den ganzen Tag abhängen, Videos gucken,
kiffen, ihre neuen tollen Songs durchhören oder sonst irgenwelche
durchgeknallten Sachen unternehmen ... Ich erwache aus diesem Tagtraum
und kehre in die Realität zurück. Schließlich mache ich selbst gerade
die Pladde für den nächsten Sommer, außerdem könnte der Bengel fast
mein Sohn sein und somit sollte er wohl eher mich angraben. Ich
bleibe also ihm gegenüber kalt und er verschwindet sowieso kurz
darauf in einem dieser großkotzigen Häuser. Emporkömmling! Der Rest
des Tages geht in Klamotten- und Plattenläden drauf, am Abend sehe
ich mir „Phillip Boa & The Voodoo Club“ an. Noch einen Schlummi-Fix
im dem Club am Hafen, dann pofen.
Donnerstag
20.4.00
Heute wieder richtig Arbeit. Wir starten mit „Disco Devil“ einer
weiteren vermeintlichen Single: ...“und Alder, das geht!“ Mein Angstgegner
ist damit gestorben und ich denke der Song kommt später mal richtig
fett! Der zweite Song des Tages ist „18“. „The sound of Munich comes
back“ - im ganz großen Stil. Nach neun Stunden Arbeit gönnen sich
Christian und ich ein kleines Bierchen. Er geht anschließend nach
Hause, ich gehe zu „Boss Hog“, Jon Spencer und seine Olle gucken.
Konzert ausverkauft, Stimmung so la la... Der aufmerksame Leser
weiss, was im Anschluss passieren wird: Pudel! Yes! Mein erstes
Osterfest im Pudel! Bei frühlingshaften Temperaturen treffe ich
wieder Rocki Schamono und wir erzählen uns einen über „Luisa Fernandez“,
“Electric Light Orchestra“, “Aroma“ und das „Risiko des Ruhms“ und
und und. Dabei fließt Astra wie die unweit entfernte Elbe und zusammen
mit der frischen Hafenluft ergibt das nach drei Stunden eine ziemliche
Schlagseite. Vielleicht machen wir ja was zusammen auf meiner Pladde.
Verabschiedung und ab auf´s Schlösschen. Ein schöner, befriedigender
Tag geht zu Ende.
Freitag 21.4.00
Zwei
Arbeitssiege über „Destiny“ und „Gimme“ und damit sind die Gesänge
abgeschlossen.Yes!
Gutes Gefühl, viel schöner aber noch ist die heutige Ankunft von
Miss Danny d´Amour. Morgen werden wir mit Danny ein paar sexy “Hauch-Vocals“
aufnehmen und ich freue mich schon darauf. Wir gehen essen und verabreden
uns mit Christian im Molotov wo er eine befreundete Band aus der
Schweiz, „Alboth“ trifft. Die Musik kann ich in diesem Rahmen leider
nicht beschreiben...!! Auch Frau d´Amour möchte jetzt gerne noch
in den Club mit dem Hundenamen und das machen wir dann auch bis
früh in den morgen. Bouna Notte.
Samstag 22.4.00
Danny
d´Amour singt und die Sonne geht auf. Der Studiotag gehört ihr und
am Abend haben wir die ganze Sache fertig. Wir nützen die lauen
Temperaturen und spazieren vom Studio nach Hause auf Neuschwanstein.
Wir haben noch Zeit und beschließen etwas fern zu sehen, bevor wir
ausgehen. Gegen 0.30, als wir einen Arnold Schwarzenegger-Streifen
überstanden haben, will ich losziehen, Frau d´Amour will nur noch
ins Bett. Ich benehme mich wie ein Gentleman und füge mich.
Sonntag
23.4.00
Christian und ich konzentrieren uns auf die noch einzuspielenden
Tracks: Wir wühlen uns von Song zu Song, von Gitarre zu Gitarre.
Kleinvieh macht auch Mist und am Ende haben wir wieder ein paar
„Puzzle-Steine“ mehr auf der Festpladde. Abends gehen wir drei aus
und sehen im historischen Kaiserkeller (Beatles!!!) eine „Bush-Kopie“
namens „Myballoon“ an. Wir ziehen das durch und gehen dann in unsere
Stammkneipe. Wir unterhalten uns angenehm mit Mense und Jimi von
„Egoexpress“, die eher erstaunt sind, mich hier, und dann auch noch
als Musiker und nicht als „Pavian-Typ“, zu sehen. 2.00 Uhr wird´s
dann auch und wir stiefeln nach Hause.
Montag 24.4.00
In
acht Monaten ist Weihnachten und heute ist mein vorerst letzter
Studiotag. Wir gehen nocheinmal genauso vor wie gestern, nur diesmal
mit Solina-Strings, Wurlitzer-Piano und Eko-Orgel (im Volksmund
auch Keyboard genannt) . Nach getaner Arbeit kommt quasi die Abrissbirne,
und die mühevoll aufgebaute und langsam gewachsene Atmo wird binnen
kürzester Zeit in den Urzustand zurückversetzt. Wehmut kommt auf.
Aber in drei Wochen wird es ja weiter gehen mit den alles entscheiden
Schritten.
Dienstag 25.4.00
Gestern vor vier Monaten war der erste Weihnachtsfeiertag und ich
habe heute um 12.00 Uhr noch ein Photoshooting, welches mir mein
„Motor-Man“ Michael noch untergejubelt hat. Nach fast vier Wochen
in einem sonnenlosen Tonstudio ist mein Teint nicht gerade „südländisch“
- egal - „...wir machen eh nur schwarz-weiß“. Lela, die Photografin,
ist äußerst professionel und freundlich und trotz meines abgerockten
Gesamtzustandes haben wir eine gute Zeit. Sie ist guter Dinge bezüglich
der Photos!?! In Kürze werden wir sehen, was überwogen hat: das
Profesionelle oder das Freundliche.
15.00 Uhr vorläufiges Abschiedsessen mit Christian am sonnigen Hafen.
17.00 Abreise Richtung Fuggerstadt... das war´s für´s Erste!
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